Das war eine große Überraschung, dass wir tatsächlich unsere erste Lizenz für den „kleinen Perry“ verkauft haben. Die größere war, dass diese Lizenz nach Russland ging! Russland? Echt jetzt?
Aber von Anfang an:
Auf der Rückfahrt vom 2. Pfälzer Comicsalon im Juli 2024 entdeckte Olaf einen Post auf Facebook, der eine russische Version des ersten „kleiner Perry“-Albums zeigte. Der Post stammte von einem russischen Perry-Rhodan-Fan, der sich freute, als technischer Berater bei der Übersetzung zu helfen, so schrieb er dort. Olaf und ich hielten das erst für einen Scherz oder Fake, unsere Nachfrage beim Carlsen-Verlag bestätigte aber wenige Tage später, dass tatsächlich beide Bände bei einem renommierten russischen Kinderbuchverlag erscheinen würden.
Ich war erst einmal ein wenig geschockt, gestehe ich ein. Ich hatte nicht gedacht, dass es überhaupt möglich war, trotz Embargos eine Lizenz in das Land zu vergeben, dass mitten in einem von ihm angestifteten grausamen Krieg stand. Der Lizenzvertrag war allerdings schon lange unterschrieben und laut meinem hatte ich keinerlei Widerspruchs- oder Vetorecht, in welche Länder Lizenzen vergeben werden.
Sehr lange habe ich gehadert mit dieser Lizenz, sehr lange mit Olaf und anderen Freunden darüber diskutiert. Aus diesen Gesprächen ergaben sich dann aber einige Gedanken, die mir einen anderen Blickwinkel erlaubten:
1. Wirtschaftlich gesehen fließt Geld AUS dem Land ab, nicht in das Land hinein. Die Lizenz stärkt also nicht wie zB. der Einkauf von Gas über Zwischenhändler die Wirtschaft Russlands.
2. Perry ist ein Botschafter des Friedens und wir zeigen besonders in Band 2, wie ein Konflikt nicht mit Waffen, sondern mit Worten gelöst wird.
Die Mannschaft von Perry ist divers, er trifft im Verlauf seiner Weltraumreisen auf ihm völlig unbekannte fremde Wesen und schafft es, praktisch mit allen eine Freundschaft auf Augenhöhe (naja, vielleicht abgesehen von Icho Tolot) zu schließen. Anderssein wird in unseren Geschichten toleriert, ja, sogar gefeiert. Wie sagt Chaktor auf Seite 39 von „Im Reich der 42 Welten“: „Wir sind viele und wir sind bunt!“
Wenn diese Botschaften, die dem populär-autokratischen politischen Bild der Putin-Regierung widersprechen, durch unsere Bücher in den Köpfen der russischen Kinder verankert werden können, haben wir vielleicht schon etwas wichtiges erreicht.
Zu guter Letzt: Das Lizenzgeld (im übrigen eine niedrige dreistellige Summe) kommt nicht auf mein Konto, es wird erst einmal zu meiner Garantiesumme gerechnet, erst wenn diese erreicht ist, werde ich neue Auszahlungen erhalten. Davon abgesehen habe ich den exakten Betrag der ukrainischen Armee gespendet, die mit ihrem tapferen Kampf nicht nur ihr Land, sondern auch ganz Europa verteidigt.
Auf diese Art erreicht „Der kleine Perry“ vielleicht auf beiden Seiten etwas Gutes!

Titelbild der russischen Ausgabe „Der kleine Perry – das Geheimnis des Wanderplaneten“