Luxemburg ist ein wichtiges europäisches, ja weltweites Finanzzentrum, die meisten Europäer übersehen das kleine Großherzugtum vielleicht zwischen den größeren Nachbarländern Frankreich, Deutschland und Belgien. Dabei hat das Land nicht nur eine reichhaltige Geschichte und schöne Landschaften zu bieten, sondern ist auch Heimat eines der schönsten Comicfestivals: Dem Festival BD Contern.
Zum 29. mal fand das Festival wieder in dem kleinen Ort unweit der Landeshauptstadt Luxemburg statt (na gut, in Luxemburg ist alles eher „unweit“ der Hauptstadt, zugegeben). Überraschend wurde ich eingeladen, daran teil zu nehmen. Im Gegensatz zu den meisten deutschen Cons, Salons und Festivals laden bei Contern nicht Verlage die Künstler*innen ein, sondern das Festival selbst. Das hat den Vorteil, dass sie alle zu gleichen Bedingungen dort sind, im gleichen Hotel gastieren und insgesamt mehr zusammen sitzen, als das sonst wohl der Fall wäre.
Von Berlin aus dauert die Fahrt dorthin mit dem Zug oder Auto gut und gerne 10 oder mehr Stunden, mit einer Turbo-Prop-Maschine von Luxair geht das in knapp über einer Stunde, also bin ich ausnahmsweise mal geflogen.
Der Hinflug am Freitag ging um 8:45 los, was mich dazu zwang, bereits um 5 Uhr früh aufzustehen. Und es wurde ein langer Tag! Den verwirrenden Berliner Flughafen BER kaum überwunden, kam ich aber wohlbehalten in Luxemburg an, wo mich Andy Genen, Luxemburgs berühmtester Comiczeichner und im Team Orga des Festivals abholte. Mike Collins nebst Gattin gesellten sich dazu und nach kurzer Stippvisite im Hotel um das Gepäck abzulegen, ging es in die Innenstadt bzw. Für mich zum Fernsehsender RTL Luxemburg. Dort wurde ich interviewt und durfte ein wenig mit Moderator Olivier Catani über Comics, seltsame Tage, den „Kleinen Perry“ und natürlich über Luxemburg und das tolle Festival reden. Sehen kann man das komplett in der Mediathek. Nach einem Stadtbummel ging es dann am späten Nachmittag ins Hotel, am Abend traf man sich zum gemeinsamen Abendessen.
Am Samstag startete dann das Festival! Die Hauptstraße des kleinen Dorfes Contern ist gesperrt, überall dort finden sich überdachte Marktstände, an denen Comics, Merchandise und allerlei Comicaffines verkauft wird. Dazwischen natürlich jede Menge Gelegenheit, sich mit Bier, Wein oder anderen Getränken zu erfrischen oder diversen Leckereien zu stärken.
Die Künstler*innen sind alle zentral in der Turnhalle versammelt, dort stehen Tische bereit, eine luxemburgische Buchhandlung übernimmt die Organisation und den Verkauf der Comicbücher. Als Künstler kann man sich einfach hinsetzen, ein wenig zeichnen und dabei nett mit den Fans und seinen Tischnachbarn plaudern. Ich hatte dabei das Glück, neben Flix zu sitzen, der sehr unterhaltsam signieren zu vermag.
Am Sonntag ist dann Familientag und auch die Marktmeile rund um die Turnhalle nimmt noch stärkeren Jahrmarktcharakter an: Live-Musik wird gespielt, zahlreiche Cosplayer wandern zwischen dem Publikum, überall wird gelacht, getrunken und in den eben erworbenen Comics geblättert – die Stimmung ist wunderbar! Es war sehr schade, dass ich bereits um 16:30 das Fest verlassen musste, um meinen Flieger zurück zu erwischen. Ich wäre gerne noch beim Ausklang des Festivals dabei gewesen. Vielleicht schaffe ich das beim nächsten Mal!
Contern ist – egal ob als Fan, Comic-Künstler*in oder sonstige involvierter Mensch – auf alle Fälle eine Reise wert. Für mich ist es das schönste Festival von allen, die ich bisher kennen gelernt habe.